Auch wenn fast alle Unternehmen bereits über eine umfangreiche Präsenz im Web verfügen, so werden mit der zunehmenden Digitalisierung die Aufgaben der entsprechenden Webschnittstellen allerdings auch vielfältiger. Waren zunächst solche Webseiten ein allgemeines Informationsportal für ein Unternehmen, so übernehmen solche Portale inzwischen eine Vielzahl weiterer Aufgaben in Zusammenhang mit Kunden, Geschäftspartnern oder Lieferanten. Beispiel sind Diskussionsforen für Kunden, Produktkataloge sowie Spezifikationen von Produkten, Informationen zur Nachverfolgung der Produktion, Konfiguratoren für Produkte, Beratungssysteme oder auch Bestellsysteme.
Solche Dienstleistungen überfordern die Leistungsfähigkeit von typischen Content Management Systeme (CMS). Dies betrifft einerseits die funktionalen Aspekte eines CMS und andererseits aber auch mehr und mehr die gleichzeitige Verarbeitung einer großen Anzahl von Anfragen bzw. Seitenabrufe verschiedener Kunden. Dieser letzte Punkt lässt sich heute zwar durch teure Speziallösungen adressieren. Allerdings sind diese Lösungen gerade für kleinere und mittlere Unternehmen nicht finanzierbar.
Zusammen mit den Firmen Bitzinger GmbH und hofhäckerei Software-Entwicklung wurde daher das Ziel formuliert, eine kostengünstige Lösung für diese Herausforderung auf der Basis einen Rapid Delivery Cache (RDC) zu entwickeln. Dieser Cache sollte das weit verbreitete Open Source CMS Typo3 so ergänzen, dass es eine große Anzahl paralleler Anfragen unterstützen kann.
Zur Realisierung dieses Cache erfolgte mit Hilfe einer Hauptspeicherdatenbank als Key-Value-Store eine Zwischenspeicherung, die statische HTML-Seiten mit seltenen Änderungen nach der ersten Auslieferung durch das CMS aufnimmt und für diese Seiten dann einen deutlich schnelleren Zugriff auch für eine große Anzahl paralleler Nutzer unterstützt. Wesentlich für die Realisierung des RDC war die Integration eines Mechanismus im CMS, der nach Eintritt von bestimmten, genau definierten Ereignissen das erneute Erzeugen einer Seite und deren Folgeprodukte, wie z. B. Unterseiten oder Graphiken, durch das CMS erzwingt und damit die im RDC bestehenden Seiten, Download-Dateien bzw. Graphiken ersetzt. Es ließ sich damit sicherstellen, dass alle statischen Seiten des Internetauftritts einerseits aktuell gehalten und andererseits deutlich schneller ausgeliefert werden konnten. Weiterhin werden mit dem so konzipierten Rapid Delivery Cache statische Download-Dateien jeder Art beschleunigt ausgeliefert werden können.
Im Berichtszeitraum 2017/2018 wurde zur Lösung der vorher beschriebenen Problematik eine Multi-Server-Umgebung mit zirka 40 virtuellen Servern eingerichtet. Die Serverarchitektur enthielt redundante Komponenten für die Bereiche Frontend (Webserver), Backend (Datenbank-Managementsysteme), Backup, Monitoring und Management der Gesamtarchitektur. Alle Komponenten wurden in ihrer grundsätzlichen Funktionalität in Betrieb genommen, getestet und validiert. Weiterhin wurden verschiedene Messobjekte als Typo3-Websites der CMS Versionen 7.6, 8.7 und 9.5 implementiert und validiert.
Leistungsmessungswerkzeug Locust wurde für die Leistungsmessung ausgewählt. Weiterhin wurden die Werkzeuge zum Füllen und Aktualisieren des Rapid Delivery Caches optimiert. Den zweiten Arbeitsbereich betrafen die Typo3-Caching-Extensions auf allen CMS Versionen. Hierzu sind Anpassungen an die eingesetzten CMS Versionen und Extensions implementiert worden, die dann anschließend im Leistungsmessbereich im Einsatz auf Realumgebungen auf ihr Zeitverhalten hin geprüft wurden. Im Berichtszeitraum wurde eine Masterarbeit (Sebastian Blümel) zu den oben genannten Bereichen verfasst.
Die nächsten Schritte umfassten die Einrichtung und Leistungsmessung und Bewertung des Gesamtsystems unter Einbezug von Lastverteilung (Load Balancing Server).
Abschließend lässt sich zusammenfassen, dass der Key-Value-Datenspeicher REDIS das Antwortverhalten des Content Management Systems TYPO3 in Verbindung mit dem entwickelten TYPO3 Rapid Delivery Agent wesentlich verbessert.